Fast wäre Frankfurt am Main im Jahr 1949 die neue deutsche Hauptstadt geworden. Gründe sprachen einige dafür, u.a. die langen Traditionen als Krönungsstadt als Wirtschaftszentrum und fortschrittliches geistiges Zentrum. Lesen Sie hier die spannende Geschichte dieser Stadt.
In den ersten Jahrhunderten der Zeitrechnung wurde das Gebiet des heutigen Frankfurts von Römern besetzt. Auf dem Domhügel sind noch heute Spuren der alten Römersiedlungen zu besichtigen. Römische Gutshöfe befanden sich auch an anderen Stellen des heutigen Frankfurt, so z.B. am Bockenheimer Friedhof und am Rebstock.
Auch nachdem die Römer im 3. Jahrhundert den Domhügel und den Römerberg wieder verlassen haben, waren diese Erhöhungen über den Seitenarmen des Mains bevorzugte Siedlungsflächen. So ließ sich hier der germanische Stamm der Chatten nieder, die als Vorfahren der Hessen gelten.
793 wurde der Ort Frankfurt erstmals urkundlich erwähnt. Zu dieser Zeit errichtete Karl der Große hier einen Königshof. Sein Sohn ließ einen noch größeren Herrschaftspalast erbauen, die kaiserliche Pfalz, und Frankfurt entwickelte sich zur Hauptstadt des ostfränkischen Reiches.
Als 855 ein Thronfolger vor seinem Vater verstarb, wurde erstmals auf deutschem Boden in Frankfurt ein König per Wahl bestimmt und Lothar II. wurde deutscher Herrscher des fränkischen Reiches. Im 12. Jahrhundert stieg Frankfurt dann zum ständigen Wahlort für deutsche Könige auf. Die „Goldene Bulle“ von 1356 hält diesen Umstand auch schriftlich fest. Fortan fanden die Krönungszeremonien in der Frankfurter Bartholomäuskirche statt, die deshalb den Beinamen „Kaiserdom“ erhielt. Die aufwändigen Feierlichkeiten zählten über mehrere Jahrhunderte zu den Höhepunkten der Stadt, erst um 1792 wurde mit Franz II. zum letzten Mal ein deutscher Kaiser in Frankfurt gekrönt.
Neben seiner politischen Bedeutung entwickelte sich das zentral gelegene Frankfurt im 14. Jahrhundert zum wichtigen Marktplatz und Gewerbestandort. Um 1330 erhielt Frankfurt Messerechte, die Wareneinfuhr und Handel erleichterten. Die Warenmessen auf dem Römerberg machten die Stadt zum „Kaufhaus des deutschen Reiches“. Immer mehr Händler und Handwerker ließen sich hier nieder. Damit wurde Frankfurt aber auch zum Ziel für Plünderer. Zu ihrem Schutz wurde Ende des 14. Jahrhunderts die Frankfurter Landwehr errichtet.
Bereits ein knappes Jahrhundert später, um 1480 wurde in Frankfurt die erste Buchmesse abgehalten, 1530 ließen sich hier die ersten Buchdrucker nieder. Die heutige internationale Buchmesse von Frankfurt blickt somit auf eine fünfhundertjährige Tradition zurück und ist damit die älteste Buchmesse der Welt.
Mit dem wirtschaftlichen Erfolg der Händler und Handwerksleute erstarkten auch die politischen Kräfte des Bürgertums. Wohlhabende Patrizier und Vertreter der Zünfte strebten nach der Macht und erhielten vom Kaiser ab dem 14. Jahrhundert ein Mitbestimmungsrecht in Form eines Stadtrates. Allerdings blieben die Handwerkszünfte auch hier unterrepräsentiert, so dass es in Frankfurt mehrmals zu Aufständen gegen Patrizier kam. Beim sogenannten „Fettmilchaufstand“ von 1614 richtete sich die Wut einseitig auf die jüdischen Händler Frankfurts und es kam zu einer der größten Judenvertreibungen in der Geschichte der Stadt.
Die Ungerechtigkeit zwischen Patriziern und Handwerkern hielt auch danach weiter an, erst nach dem Verfassungsstreit von 1732 „Frankfurt gegen Frankfurt“ wurden die meisten Privilegien der Patrizier abgeschafft.
Neben den weltlichen Kräften bestimmten auch christliche Eiferer die Geschichte der Stadt. Ab dem 14. Jahrhundert kam es zu Judenverfolgungen durch Christen, obwohl die Juden zur ältesten Bevölkerungsgruppe von Frankfurt gehörten. 1462 wurden die Frankfurter Juden in ein Ghetto verwiesen und mussten fortan in der Judengasse wohnen, das Gesetz wurde erst im Jahr 1811 wieder aufgehoben.
Als Martin Luther die Stadt 1521 bereiste, fand er eine breite Anhängerschaft vor. Nach einer Bürgerbefragung stimmte 1533 die Mehrheit der Frankfurter für die lutherischen Thesen und in Frankfurt wurde die Reformation ausgerufen. Danach waren katholische Gottesdienste in Frankfurt verboten. Der Konflikt zwischen den protestantischen Städten und dem katholischen Kaiserreich spitzte sich zu, in Hessen wurde ein antikaiserlicher Städtebund gegründet, der eine eigene Bürgerarmee aufstellte. Nachdem diese gegen die Armee des Kaisers verlor, musste Frankfurt die katholische Konfession neben der protestantischen wieder zulassen. Die Konfessionsfreiheit führte u.a. dazu, dass niederländische Katholiken vor der Reformation an den Main flüchteten und bald ein Fünftel der Bevölkerung ausmachten.
Auch im dreißigjährigen Krieg sorgte der liberale Umgang mit beiden Konfessionen für die Neutralität Frankfurts und schützte die Stadt so vor den großen Verwüstungen durch die Armee des Schwedenkönigs Gustav Adolph. Allerdings suchte dieser eine Zeitlang in Frankfurt Quartier, was zumindest zu besatzungsähnlichen Zuständen führte.
Wie alle anderen Städte Deutschlands hatte auch Frankfurt unter den sekundären Folgen des Krieges zu leiden. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts starben Tausende Frankfurter an der Pest.
Die Zeit der Aufklärung brachte der kulturellen Entwicklung Frankfurts viele Impulse. Seit ca. 1750 erschienen zwei Zeitungen in Frankfurt, Georg Philipp Telemann wurde Musikdirektor an der Katharinenkirche, das Wunderkind Mozart spielte mit seiner Schwester viermal in Frankfurt.
In dieser Zeit entwickelte sich das großzügige Mäzenatentum wohlhabender Frankfurter, um Wissenschaft und Künste in der Stadt zu fördern. In kaum einer anderen deutschen Stadt hat die bürgerliche Stiftungskultur eine derart große Bedeutung für die Kulturgeschichte wie in Frankfurt.
In diese lebendige und fortschrittliche Atmosphäre wurde Johann Wolfgang Goethe hinein geboren, der berühmteste Sohn Frankfurts, sein Geburtshaus am Großen Hirschgraben gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Dem deutschen Dichterfürsten ist auch zu verdanken, dass man sich noch heute ein Bild machen kann, wie die Besatzung der französischen Revolutionsarmee in Frankfurt verlief. Vor allem in Goethes autobiografischen Aufzeichnungen „Dichtung und Wahrheit“ finden sich viele Beschreibungen des damaligen Lebens in Frankfurt.
Die Besatzung der Armee Napoleons hatte in Frankfurt nicht nur negative Auswirkungen, so wurde unter den Franzosen erstmals eine künstliche Straßenbeleuchtung errichtet und die Straßen selbst wurden ausgebessert.
Kriegerische Auseinandersetzungen mit den Franzosen führten allerdings auch zur teilweisen Zerstörung der Stadt. Um 1796 kam es dabei zur Zerstörung der Judengasse, was aber gleichzeitig auch zur Auflösung des diskriminierenden Ghettos führte.
Mit der Errichtung des Rheinbundes unter maßgeblicher Einflussnahme Napoleons endete der Status Frankfurts als Krönungsstadt. Nachdem Kaiser Franz II. auf die Reichskrone verzichtete wurde keine weitere Krönungsfeierlichkeit mehr im Kaiserdon durchgeführt.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Stadtmauern rundum Frankfurt abgetragen und an ihrer Stelle Parkanlagen errichtet. Frankfurt erhielt den Status einer Freien Stadt und setzte mit einem neuen Gesetzeswerk einige der fortschrittlichsten politischen Ideen erstmals in die Realität um, so wurden in Frankfurt alle Konfessionen als gleichberechtigt erklärt. Damit erhielten auch die Frankfurter Juden erstmals dieselben Rechte wie alle anderen. Ein Umstand, der mit zur Entwicklung der Bankenstadt Frankfurt beitrug, denn hier eröffneten sich jüdische Bankiersfamilien wie die Rothschilds große Handlungsspielräume.
Das fortschrittliche Frankfurt unterhielt im 19. Jahrhundert auch einige der besten Theaterbühnen Deutschlands und war ein Zentrum der Wissenschaft.
Gleichzeitig gründeten sich in Frankfurt auch revolutionäre Gruppen, die sich gegen Ausbeutung und Entmündigung des einfachen Volkes setzten. Beim Frankfurter Wachensturm kam es zum ersten bewaffneten Aufstand. Der Versuch revolutionärer Studenten eine wahre Demokratie zu erkämpfen, endete jedoch mit der Hinrichtung der Verantwortlichen. Zur Märzrevolution spielte Frankfurt ebenfalls eine zentrale Rolle. In der Frankfurter Paulskirche fanden von 1848 bis 1849 die ersten Nationalversammlungen von Deutschland statt.
Mit der Annektierung Frankfurts durch Preußen endete 1866 der freie Status von Frankfurt. Nachdem Frankfurt von seinen Besatzern zur Provinzstadt erklärt wurde, beging der damalige Bürgermeister Karl Konstanz Viktor Fellner Selbstmord.
1871 wurde ein Friedensvertrag zwischen Frankfurt und dem deutschen Reich geschlossen.
Während der Gründerzeit, die ab ca. 1880 zur tiefgreifenden Veränderung vieler deutscher Städte führt, erlebte auch die Stadt Frankfurt immense Erneuerungen und Erweiterungen, in wenigen Jahrzehnten entstand eine der modernsten Großstädte Deutschlands. Außerhalb der Innenstadt wurden ganze Straßenzüge mit Gründerzeitbauten neu errichtet, Fabriken und Industrieunternehmen wurden begründet, und mit ihnen entstanden die ersten großen Arbeitersiedlungen. Die Bevölkerungszahl stieg explosionsartig von rund 67.000 Einwohnern im Jahr 1867 auf rund 437.000 im Jahr 1917.
Zu den bis heute bekannten Fabriken zählen die I.G. Farben und die Adler-Werke, die gleichzeitig Fahrräder, Schreibmaschinen und Automobile herstellten.
1909 fand in Frankfurt die erste ILA, die internationale Luftschifffahrts-Ausstellung statt. Durch die Spendenfreudigkeit der Frankfurter Bürger konnte 1914 auch die Frankfurter Universität eröffnet werden. Sie trägt seit ihrer Gründung den Namen Johann Wolfgang Goethes.
Mit dem ersten Weltkrieg kam auch in Frankfurt das rasante Aufblühen des Kapitalismus zum Stillstand und mit der Weltwirtschaftskrise gerät auch die Stadt der Banken in den Sog der Inflation. 1933 waren 70.000 Frankfurter arbeitslos. Obwohl 1929 nur 5 % der Frankfurter Bürger die NSDAP gewählt hatten, gaben 1933 47,9 % ihre Stimme der Nazipartei. So begann im einst so freigeistigen Frankfurt wie überall in Deutschland die antisemitische Terrorherrschaft. 10.000 Frankfurter Juden wurden bis Ende des Krieges deportiert, Synagogen und Wohnhäuser zerstört.
Der Bombenkrieg der Alliierten um 1944 setzte die Frankfurter Innenstadt in Schutt und Asche, 1.870 Menschen starben, 180.000 wurden obdachlos.
Nach dem Krieg entwickelte sich Frankfurt zum Sitz der Vereinigung der drei Besatzungsmächte und war damit für wenige Jahre eine Art Hauptstadt der „Trizone“. Hier wurde die Währungsreform organisiert und infolge die Deutsche Bundesbank gegründet. Am 18. Mai 1948 fand in der Frankfurter Paulskirche die Hundertjahresfeier der Nationalversammlung statt, dies wurde zum Symbolakt für den Demokratiewillen der deutschen Bevölkerung.
Zwangsläufig wurde Frankfurt 1949 auch zur Hauptstadt der neu zu gründenden BRD nominiert. Zwar ging die Wahl letztendlich nach Bonn, doch Frankfurt behielt in vielen Bereichen seine zentrale Bedeutung.
Seit den Dreißiger Jahren befindet sich hier Deutschlands größter Flughafen, auf der Frankfurter Messe finden bis heute einige der renommiertesten Publikumsmessen von Deutschland statt, und Frankfurt ist und bleibt Deutschlands Finanzmetropole. Ein Image, das nach dem amerikanischen Vorbild Manhattan auch mit den berühmten Wolkenkratzern von Frankfurt aufgebaut wurde. Keine andere deutsche Stadt hat sich beim Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg so entschieden darum bemüht, der Wall-Street zu gleichen.
Deshalb prallen wohl auch nirgendwo städtebauliche Kontraste so radikal aufeinander wie in Frankfurt, wo man vom höchsten Bankgebäude bis zum kleinen, historischen Stadtkern aus Römerzeiten nur ein paar Schritte gehen muss. Für viele Besucher besteht gerade darin der Reiz der Main-Metropole. Zwischen diesen Extremen gibt es im Frankfurt von heute noch sehr viel mehr zu entdecken.
Zur genaueren Beschreibung des heutigen Frankfurt lesen Sie auch unter dem Menü-Punkt „Stadtbezirke“ weiter.